Ingeborg Lüscher

VON WEIT HER
Tegna, 2015

in das weithin immer

für diesen augenblick
bist du dem
immergrünen feuer
anvertraut

du hörst das flüstern –
mitten in den zweigen

verwundert
über dieses zwiegespräch
von keim und knospe
halm und ähre
schatten und licht

verwandelt sich
dein atemzug
dein augenspiel

und die gebärden werden weich
sie biegen sich
dem hellen wind

ganz unbesorgt und frei
in ihrer art zu tanzen

und wenn sich nachts
die narben
knoten alle
mit tapferkeit und mut
im dunkeln sammeln

dann lichten sich auf einmal
sanft die träume
und die zarten fingerspitzen
junger halme
streicheln deine schlafhaut

hinein –
in die röte des morgens
in das raunen eines neuen tags
in das weithin immer

wo es grünt und sternt nach dir

doris gautschi